N’Abend zusammen!
Nachdem ich im Herbst letzten Jahres bereits der ersten Veröffentlichung von Alessandro Diga auf Outside The Box Music, dem Label des niederländischen Ausnahme-Progressive-Künstlers Eelke Kleijn, an dieser Stelle einige lobdurchwebte Zeilen widmete, möchte ich mich nun auch hinsichtlich dieser jüngst in die zweite Runde gegangenen Zusammenarbeit nicht aus der Verantwortung stehlen. Schließlich taucht der ebenfalls aus den Niederlanden stammende und auf den bürgerlichen Namen Martijn van Dijk hörende Produzent hierbei einmal mehr in für meinen Geschmack faszinierende Klangwelten ab, welche starren Genregrenzen nicht nur von ganzem Herzen die Pest an den Hals wünschen, sondern zudem stets nach dem gewissen Etwas für ihre atmosphärische Komponente streben, sodass aus dieser auf den ersten Blick noch recht eigenartig wirkenden Kombination einzigartige progressive Kleinode erwachsen können, die (sicherlich nicht nur) von der hiesigen Tellerrandfraktion mit offenen Ohren empfangenen werden möchten. Denn wenn die größte Hürde der Kroxldyphvic EP die Aussprechbarkeit bzw. Buchstabierung des titelgebenden Stücks, welches übrigens an den Buchstabierwettbewerb aus South Park angelehnt ist, darstellt, sollte der Hörgenuss doch ein leichter sein, oder!?
Besagtes Kroxldyphvic gibt sich dann auch schon nach wenigen Sekunden ähnlich mysteriös wie seine Bezeichnung, wenn sich in einem rastlos klickernden Ambiente aus rasselnden Minimaleffekten und einem repetitiven Toneinwurf alsbald eine herrlich verdunkelte Basslinewand die Ehre gibt und den Untergrund mit ihrer erhabenen Lichtscheue ausfüllt. Zunächst nur durch sporadische Ausbrüche gekennzeichnet gerät selbige in einem ersten Kurzbreak zusammen mit den Toneinschüben dann wesentlich deutlicher in spielfreudigere Gefilde, ohne dabei infolge des Heranpirschens einer nicht minder druckvollen Flächenmelodielinie an düsterer Ausstrahlung zu verlieren, sodass sich das Ganze im Anschluss in Kooperation mit dem restlichen Drumming zu einem ansehnlichen Zwitterwesen aus elektroiden, progressiven, technoiden und trancigen Versatzstücken entwickelt. Von letzterem zeugen nicht nur die vielen spannenden Melodieandeutungen, welche nach dem vorübergehenden Rückzug der Flächenstücke auf der omnipräsenten Basslinewand mehr und mehr ihre Runden ziehen dürfen, auch die sphärische Dichte zeigt sich oftmals begeistert von der Vielfalt der progressiven Tonfolgen, welche den mystischen Charakter des Stücks zu unterstützen wissen. Als Fragmente getarnte Klangwellen, glöckchenartige Instrumentierungen und subtiles Hintergrundrumoren lassen den Freund feinsinniger Melodiebögen auf jeden Fall zunehmend mit der Zunge schnalzen, während das Zusammenspiel zwischen der getriebenen Dunkelheit des Untergrunds und der sich verstärkenden Wärme der Melodieelemente immer kontrastreicher gestaltet wird und schließlich in ein weiteres Kurzbreak mündet, welches die bekannten Toneinwürfe mit einem interessanten Pendant überrascht und die bisherige Melodieentfaltung wieder etwas zurückfährt. Nichtsdestotrotz büßt das Stück auch mit dieser Entwicklung nichts von seinen progressiven und sphärischen Stärken ein und rundet sich somit in mehr als gelungener Manier ab, ehe ein schleichender Rückbau allmählich die herausragende Basslinebasis des Ganzen noch einmal an vorderste Front schickt und schlussendlich mit verdienten 5,5/6 im Schlund entschwindet.
Damit Not A Word im Anschluss nicht sogleich als Alptraum eines jeden Rhetorikers abgestempelt wird, komme ich auch bei diesem progressiv veranlagten Track nicht um einige blumig rezensierende Sätze umher. Jener bewegt sich meines Erachtens zwar nicht in der gleichen Qualitätsliga wie sein Vorgänger, wäre allerdings mit der Umschreibung als „B-Seite“ ebenfalls alles andere als geeignet eingeordnet – die Wahrheit liegt vielmehr wie so oft in der Mitte, in welcher sich das wortkarge Stück als glühender Verehrer des Anjunadeep-Klangkonsortiums zu verstehen gibt. Im Intro zunächst noch umgeben von monotonen Toneinwürfen, entfaltet sich aus selbigen in Zusammenarbeit mit einem düster groovenden Untergrund, welcher vor allen Dingen mit seiner wunderbar wabernd geratenen Basslinewand bei mir punkten kann, sowie einer anschwellenden Effektböe ein ansehnlich schlurfendes Melodiefragment. Dass dieses nicht minder die Kunst des gekonnten Auf und Ab innerhalb des Spannungsbogens beherrscht, wird der gemeinen Hörerschaft recht schnell klar, denn auch in reduzierter Form strahlt ihm mehr und mehr ein sphärisches Wohlgefühl entgegen, welches in Kooperation mit einigen alsbald sich dazugesellenden Stakkatotönen zudem ein stets faires Duell mit der leicht düster steuernden Bassline aufs Parkett legt. Unterstützende Flächen injizieren dem Ganzen im weiteren Verlauf sogar eine Prise Melancholie, welche besonders in den Momenten in dezenter Manier zum Vorschein kommt, die sich unaufgeregt minimalistisch geben. Eine solche Phase nutzen die Stakkatotöne dann schließlich aus, um den Track in ein Break zu führen, in dem die Hauptmelodielinie zunächst nur eine äußerst untergeordnete Rolle spielt, in zunehmend flächigerer sowie präsenterer Instrumentierung jedoch erwartungsgemäß eine weitere Anschwellaktion initiiert, ehe zusammen mit dem Drumming anschließend noch einmal sämtliche Melodieelemente in trauter Eintracht auf der wabernden Bassline gastieren und das sphärische Finale dieses 5/6er-Stücks einläuten.
Als Dritter im Bunde stellt sich schlussendlich One Thing Missing im betont zurückgelehnt betitelten Friday Afternoon Mix vor, welcher meines Erachtens in dieser Form beispielsweise auch von einem Gui Boratto stammen könnte. Dafür spricht nicht nur eine Bassgitarre, welche in ihrer druckvollen Monotonie die Fortbewegung des Stücks in Gang hält, betont fragmentiert gehaltene Melodieelemente sorgen zudem dafür, dass die hiesige Atmosphäre stets präsent, aber keinesfalls aufdringlich auftritt, ohne dabei in allzu luftige Gefilde abzudriften. Als klassischer roter Faden prägt die markante Bassline das Geschehen dabei schon in einem kurzen Intro, ehe im Schlepptau einiger Effektfetzen Kickdrum, passend eingesetzte Subbässe sowie ein immer wieder eingeworfener Tonschub im hiesigen Stück Platz nehmen und eine gewisse frühlingshaft anmutende Groove-Affinität nun mit jeder weiteren Sekunde zu etablieren wissen. Ist vor dem nächsten Kurzbreak bereits eine Einsatzhäufung des Toneinwurfs zu beobachten, so stellt der geneigte Hörer im Folgenden eine weitere unverkennbare Vermehrung der Klangelemente fest, welche dem Ganzen in stakkatierter Manier atmosphärische Leichtigkeit einimpfen und im Mittelteil schließlich solch einen Vorreiterstatus genießen, dass sich nun sogar die Bassline von ihrer bisherigen Sympathie für monotone Griffigkeit verabschiedet und zusammen mit einigen trancigen Alternativtönen eine Schwebepartie gönnt. Dass letztere dabei keineswegs in belangloses Strandgeplätscher ausartet, ist dann auch im weiteren Verlauf der Tiefe des Untergrunds geschuldet, in welcher die Bassline ihrer wavigen Reminiszenzen treu bleibt und der sommerlich inspirierten Melodieebene einen mehr als gelungenen Gegenpol zur Seite stellt. Die Rückkehr zur monotonen Spielweise leitet im Anschluss zwar die letzten Meter des Tracks ein, zufriedenstellende 5/6 sind zu diesem Zeitpunkt jedoch längst im Kasten…
Greetz,
:: der hammer ::