N‘Abend zusammen!
Auch wenn sein Name dem unvoreingenommenen Hörer südlichere Gefilde vorgaukeln mag, Francesco Pico stammt in der Tat aus unserem leicht durchgeknallten westlichen Nachbarland mit den gelben Nummernschildern. Mit seiner Vorliebe für proghousige Klänge, welche er mal mehr mal weniger mit melodischen Ausrufezeichen ausstaffiert, ist der Gute auf jeden Fall schon einige Jahre in der Szene aktiv, konnte sich jedoch bisher noch nicht wirklich aus dem Schatten seines langjährigen Mentors Eelke Kleijn herausschleichen. Daran dürfte wohl auch seine aktuelle, im Oktober auf Manual Music erschienene EP namens The Confusion Grows sicherlich nichts geändert haben, bedient er doch im gleichnamigen Titeltrack (hier nachzuhören) erneut recht solide, aber alles andere spektakulär eine Nische irgendwo zwischen techhousiger Zweckmäßigkeit und progressiver Groove-Verliebtheit, welche sich ihre sphärischen Gedanken ausschließlich im Break auszusprechen traut. Gute Ansätze sind dem Ganzen dabei zwar nicht abzustreiten, meine Motivation zur Vorstellung des hiesigen 3-Trackers rührt jedoch vor allen Dingern von der Größe der beiden Remixarbeiten, welche das Original für meinen Geschmack in jeglicher Hinsicht übertreffen und daher im Folgenden im Mittelpunkt einer kleinen Rezension stehen sollen.
Den Anfang macht dabei der niederländische Landsmann und Nachwuchsproduzent Arjuna Schiks, welchem es in seinem Remix vorzüglich gelingt, die Groove-Affinität des Originals mit dem gewissen Etwas einer subtil-sphärischen Note zu versehen, und so der geneigten Hörerschaft demonstriert, wie beide Seiten – anders als bei Francesco Pico - auch ein gesundes Miteinander führen können. Dennoch liegt das Hauptaugenmerk der Überarbeitung zunächst ebenfalls auf der progressiven Entfaltung der Trackbasis, welche nicht nur mit einigen dezenten Klickereffekten ausgeschmückt wird, sondern auch eine herrlich monoton tänzelnde Bassline spendiert bekommt. Erste äußerst fragmentiert gehaltene Überbleibsel einer ehemaligen Melodielinie fügen sich alsbald in das Bild ein, halten sich jedoch noch recht sporadisch im Hintergrund des Ganzen auf, der nun deutlicher von der zunehmend wandiger gestalteten Bassline dominiert wird und in einem ersten Kurzbreak zudem seine Flexibilität unter Beweis stellt, indem zu einer angedeuteten Anschwellaktion von Tonfragmenten und Effekthaschereien kurzzeitig der Bassverlauf aus dem Original inklusive elektroider Alternativtöne auf einen Besuch vorbeischaut. Die progressive Ader geht dem Ganzen im Rückgriff auf die etablierten Groove-Vorzüge jedoch keinesfalls verloren, vielmehr taucht im weiteren Verlauf hinter jeder Biegung eine neue Zusammensetzung der Element auf, ehe im Mittelteil die bisherige melodische Beschränkung auf aufblitzende Fragmente endlich abgelegt und stattdessen in hervorragend subtiler Manier eine in winterlicher Melancholie badende Alternativmelodielinie initiiert wird, wobei das Stück dafür zunächst gar kein Break benötigt, sondern schleichend Effekteinsatz und Drumming auf das Wesentliche herunterfährt. So kann die fragile Tonfolge alsbald ihre erfolgreich verdichtende Allianz mit düster schimmernden Klangflächen auf einem spannend auf- und abwogenden Untergrund feiern, ehe schließlich doch noch ein Break den roten Teppich ausrollt. Im Anschluss übernimmt zwar das groovend schäkernde Drumming wieder die Hauptrolle, die Abstinenz der Melodieebene ist jedoch nur von kurzer Zeit und beschert dem Remix im Folgenden eine weitere Intensitätssteigerung, bevor das Ganze sich auf den letzten Metern wieder auf subtile Klangfetzen konzentriert und schließlich mit Bassline-Sololauf und verdienten 5,5/6 im Gepäck in die Nacht entlassen wird.
Noch eine gute Prise atmosphärischer präsentiert sich dagegen der Melodic Wave Remix des Ungarn Dániel Méhes, welcher im hiesigen Trackpaket die meisten Melodieelemente um sich schart, jedoch ebensowenig um einen groovenden Untergrund verlegen ist. So steht bereits das kurze Intro ganz im Zeichen der nuancenartig veränderten sowie leicht verlangsamten Bassline aus dem Original, in dessen Schatten in Kooperation mit einer druckvollen Kickdrum schon die ersten wehenden Melodieandeutungen auszumachen sind, welche mit jedem weiteren neuen Anlauf gestärkter die große Bühne betreten, allerdings in guter Regelmäßigkeit wieder in sich zusammenbrechen. Fast gänzlich unbemerkt hat sich währenddessen nun auch das Drumming komplettiert und sich mit einigen unaufgeregten Klickerelementen sowie elektroid inspirierten Tonschleiern umgeben, sodass die zunehmend intensiver agierende heranwehende Melodiesequenz nicht nur beste Voraussetzungen für die sphärische Verdichtung des Remixes vorfindet, sondern diese zusammen mit alternativen Wabermelodiefolgen auch eingehend zu nutzen weiß. Ihren Platz als Herzstück des Ganzen verteidigt diese Melodiesequenz auch in Phasen, in denen eher der experimentelle Charakter der Begleittöne im Vordergrund steht, da sie sich im Anschluss stets umso gestärkter irgendwo zwischen sanfter Melancholie und nebliger Düsternis des hiesigen Remixes annimmt. Dafür reicht es schon, wenn immer mal wieder für einige Momente die Kickdrum ins Jenseits befördert wird, ehe im letzten Drittel des Ganzen noch einmal die volle subtile Schönheit des eigenwilligen Melodiebogens zugegen ist und den gemeinen Hörer durch ihr beständiges Spiel aus Zusammenschrumpfen und heranrollender Verdichtung um den Finger wickelt. Summa summarum eine im Vergleich nicht minder überzeugende Überarbeitung, welche ich mit ihren 5,5/6 allen Progressive-Liebhabern nur wärmstens ans Herz legen kann.
Greetz,
:: der hammer ::