N'Abend zusammen!
Im Mai hat das Warten auf ein neues Album des dänischen Ausnahme-Soundkünstlers Anders Trentemøller ein Ende, erscheint dann doch endlich der (sicherlich nicht nur von mir) langersehnte Nachfolger des 2006er-Opus "The Last Resort", welcher auf den Namen Into The Great Wide Yonder hört. Ein erster Appetithappen erfreut allerdings bereits jetzt die Gehörgänge seiner Anhängerschaft, wurde vor wenigen Tagen doch die erste Single-Auskopplung namens Sycamore Feeling enthüllt, auf welcher der Gute seinem sphärisch eher düster veranlagten Klangkosmos zwar treu bleibt, in musikalischer Hinsicht aber um einiges organischer erscheint als auf seinen bisherigen Werken und mich bisweilen sogar an Massive Attack erinnert. Zudem wird der Track durch ein überaus stimmiges Video sowie einige Remixe von solch namhaften Gestalten wie Gui Boratto und Thomas Schumacher ergänzt, sodass der Vorfreude auf das neue Album keine Grenzen gesetzt werden.
Der Original Mix beginnt seine Reise jedenfals in morbiden Flächenschwaden, welche alsbald von einer dezenten Akustikgitarre begleitet werden, während immer wieder einige akustische Messerstiche gesetzt werden und bereits nach wenigen Momenten deutlich werden lassen, dass sich das Stück in dunklen Kellergewölben wesentlich wohler fühlt als in einer von Aufbruchsstimmung gesäumten Frühlingslandschaft. Melancholische Melodieversatzstücke, welche zeitweise in Form von recht trancig agierenden Flächensträngen anschwellen und auf ihrem Höhepunkt wieder in sich zusammenfallen, bestärken diesen Eindruck, ehe auf dem zeitlosen Downtempo/Triphop-Drumming die ersten Vocals einer gewissen Maria Frisker hineinschneien, welche ihren Klagegesang zunächst nur haucht, dann aber zunehmend kraftvoller den ihr zur Verfügung stehenden Raum ausfüllt und im kommenden Refrain schließlich ein Fass voller intensiver Düsternis aufmacht, zudem aber nicht davor zurückschreckt, einige Hoffnungsschimmer miteinzubeziehen. Nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung ist auch die variationsreiche Gitarrenbegleitung, welche vor allen Dingen in der Phase nach dem Refrain kurzzeitig ihre Deckung aufgibt und zusammen mit den druckvollen Melodieversatzstücken die geneigte Hörerschaft zu fesseln vermag. Im Anschluss zeigt sich das Arrangement dann wesentlich reduzierter, sodass die Vocals wieder im Vordergrund stehen und sich von den Westerngitarren umgarnen lassen. Dieser Zustand hält allerdings nicht allzu lang an, steht doch alsbald eine weitere intensitätsreiche Instrumentalphase an, welche von verdeckten Sägezähnen angeführt wird und den Weg schließlich für einen weiteren Anlauf des Refrains ebnet. Auch hierauf fällt der Track wieder in sich zusammen - im anstehenden letzten Drittel können sich sämtliche Elemente jedoch noch ein weiteres Mal aufbäumen und das Ganze mit einem mehr als würdigen Schlussakord versehen. Insgesamt gesehen haben wir es hier mit einem facettenreichen Querschnitt durch das Œuvre von Trentemøller zu tun, welcher imho nicht nur die Spannung auf das kommende Album noch einmal zu steigern weiß, sondern schlussendlich auch mehr als verdiente 5,75/6 ergattert.
In gewohnt hervorragender Manier zerlegt der Gui Boratto Remix dann die Originalklänge, um das Ganze in Richtung wesentlich techhousiger inspirierter Gefilde zu schicken, ohne dabei die sphärische Komponente allzu grob zu behandeln. Dies zeigt sich schon zu Beginn, wenn einige dezente Überbleibsel der vielschichtigen Melodieebene im Hintergrund in subtiler Art und Weise ihr sphärisches "Unwesen" treiben, im Folgenden aber durch ordentlich durch den Fleischwolf gedrehte Vocalfragmente ersetzt werden, welche fortan erst einmal die Melodieführung übernehmen und nur sporadisch von alternativen Toneffekten ergänzt werden. Können sich Letztere dann allerdings aus ihren Fesseln befreien, erlebt der Remix durch den Einsatz einer angenehm drückenden Basslinewand sowie die Initiative einer herrlich melancholisch gepolten Alternativmelodie seinen ersten atmosphärischen Glanzpunkt, welcher im Vergleich zum Original nicht nur etwas optimistischer wirkt, sondern auch viel zu schnell von den stakkatierten Vocalfragmenten erneut abgelöst wird. So erreichen melodische Elemente diese Überarbeitung zunächst wieder nur durch die äußerste Hintertür, ehe die nach vorn gerichtete Basslinewand die zerhäckselten Vocals auf dem falschen Fuß erwischt und diese durch eine flächig-wabernde Melodieschicht ersetzt, welche den Track nun in ein Kurzbreak überführt, in dem sich dann auch die trancig anmutende Tonfolge aus dem Original dazugesellen darf und anschließend in Kooperation mit dem Untergrund eine interessante Anschwellaktion heraufbeschwört. Nutznießer dieser Entwicklung sind im Folgenden dann nicht nur die immer schwärmerischer agierende Bassline, sondern auch die zahlreichen sphärischen Melodiestränge und -fragmente, welche im letzten Drittel sogar verspultes Synthieklagen und den Originalrefrain auf den Plan werfen. Nach dieser höhepunktreichen Phase lasse ich mich dann auch liebend gern wieder von den stakkatierten Vocalfragmenten zum Ausgang, über den in großen schwarzen Lettern 5,5/6 prangt, führen...
Nur wer es dagegen wesentlich deeper, unaufgeregter und leider auch signifikant plätschernder mag, sollte sich im Anschluss unbedingt noch den Thomas Schumacher Remix zu Gemüte führen. Abgesehen von den Vocalspuren bleibt hier jedenfalls kaum noch etwas von der Intensität des Originals übrig, vielmehr blubbert das Endprodukt in repetitiver Manier um den heißen Brei herum, ohne bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Greetz,
:: der hammer ::